Hi! Ich heiße Vivi und studiere BWL / Media Management und Werbung. In der Werbeliebe bin ich seit 8 Semestern aktives Mitglied, zuletzt im Vorstand. Im SS22 war es an der Zeit, mein Pflichtauslandssemester anzutreten und davon möchte ich euch ein paar Einblicke geben.
An welcher Uni warst du? Wieso hast du diese Uni ausgewählt?
Ich war an der Universitas Gadja Mada in Yogyakarta, Indonesien.
Die UGM war bereits von Beginn an unter meinen Favoriten. Von den Studierenden aus den höheren Semestern hatte ich bisher ausschließlich gutes über die Uni und das Land gehört und auch die Erfahrungsberichte sprachen für sich. Außerdem ist Indonesien ein sehr günstiges Land, weshalb ich mit meinem gesparten Geld nicht nur das Auslandssemester, sondern auch die Reise danach gut finanzieren konnte.
Wie hast du die Uni und die Vorlesungen erlebt?
Das Semester war geprägt von unzähligen Abgaben, fast jede Woche mussten wir neue Assignments abgeben. Außerdem waren regelmäßige Quizze und Präsentationen in allen Fächern Pflicht. Doch lasst euch davon nicht abschrecken: Das Niveau ist viel niedriger als in Pforzheim und allgemein war das Motto „Quantität über Qualität“. Für die Abgaben musste man sich zwar Zeit einplanen, dafür waren die Mid-Terms und Finals umso leichter.
Allgemein waren die Vorlesungen geprägt von Gruppenarbeiten. Dadurch konnte man direkt von Anfang an mit den indonesischen Studenten connecten!
Wie war dein Studentenleben im Ausland? Wie fandest du die Stadt, in der du gelebt hast? Wie war die Unterkunft?
Mein Auslandssemester war bei weitem nicht klassisch!
Anfangs mussten wir noch die Vorlesungen online aus Deutschland belegen, da Indonesien aufgrund der Pandemie die Grenzen noch nicht geöffnet hatte. Im Voraus mussten wir lange bangen, ob wir überhaupt während des Semesters ein Visum bekommen und einreisen dürfen. Als das Semester dann Anfang Februar begann, hatten wir leider immer noch keine Einreisebestätigung. Daher hieß es für uns: Vorlesungen in der Nacht! Da Yogyakarta 6 Stunden vor Deutschland liegt, waren also unsere Vorlesungszeiten von 1:00-7:30. Dementsprechend waren die Vorlesungen sehr zäh (da man hauptsächlich mit dem Schlaf kämpfen musste) und auch die Gruppenarbeiten waren zu dieser Zeit eine wirkliche Herausforderung.
Als wir dann Mitte März endlich nach Indonesien reisen durften, fing auch endlich das erwünschte Studentenleben an. Wir fanden mit den anderen Austauschstudenten zusammen eine Unterkunft und lebten von da an in dem „Ontoseno House“. Das waren 2 nebeneinandergelegene Villen, welche jeweils 12 Personen beherbergen konnten. Gefüllt mit Austauschstudenten wurde „Onto“ (wie wir es liebevoll nannten) bald zum Party-Hotspot. Täglich kamen unsere indonesischen Austausch-Freunde vorbei und ausgelassene Partys konnten hierbei natürlich auch nicht fehlen. ;)
Da die Universität aber aufgrund der Pandemie immer noch geschlossen war, hatten wir das ganze Semester ausschließlich Online-Vorlesungen. Dafür gingen wir meist in Cafés oder nutzten den großen Essenstisch in „Onto“ und schauten gemeinsam die Vorlesungen von dort. Auch die ein oder anderen Quizze wurden natürlich hierbei gemeinschaftlich beantwortet.
Irgendwann zog es uns dann nach Bali. Wir mieteten als Freundesgruppe auch hier eine große Villa und ließen es uns auf der „Insel der Sünde“ richtig gut gehen. Da die Vorlesungen sowieso online waren, hatten wir das Privileg, schon während des Semesters herumreisen zu können. Die meisten Austauschstudenten kamen dem auch nach und entdeckten die vielen kleinen Ecken Indonesiens!
Yogyakarta ist ganz anders, als man es sich vorerst vorstellt. Der Großteil Indonesiens ist muslimisch geprägt und dies erkennt man definitiv in der Stadt wieder. Besonders zu Ramadan: Die meisten Geschäfte und Restaurants waren tagsüber geschlossen und die Stadt erwachte erst nach Sonnenuntergang wieder zum Leben. Außerdem sollte man sich in Yogyakarta nicht freizügig kleiden – T-Shirt und lange Hose waren hierbei mein Standardoutfit. Zu guter Letzt ist auch Alkohol recht teuer. Das würde man eigentlich von einem so günstigen Land nicht denken, aber da es im Islam “Haram” ist, kann man Alkohol nur für teuer erwerben. (Ein Bier in unserem Lieblingsclub kostete 6€!)
Welche Kulturschocks hattest du? Was hat dich erstaunt? Woran musstest du dich erst gewöhnen?
In Indonesien raucht wirklich JEDER. Ich war wirklich schockiert, wie krass etabliert Rauchen in der Gesellschaft ist. Besonders aufgefallen ist es mir meist in den Clubs, da hier in geschlossenen Räumen geraucht wird. Hier ist man nach einer bestimmten Zeit wirklich nur noch in Rauch gestanden. Außerdem wird oftmals einfach auf den Boden geascht, sowie die Zigaretten einfach achtlos auf den Boden geschmissen, sodass es sogar den Job des „Zigarettenaufsammlers“ gibt, der den ganzen Abend nur die Zigaretten vom Boden aufräumt. Was auch erschreckend zu sehen ist, ist, wie früh die Kinder in Indonesien mit dem Rauchen beginnen. Ich habe teilweise Kinder um die 10 Jahre gesehen, welche mit einer Verständlichkeit geraucht haben.
Ein weiterer Kulturschock war, dass wirklich ALLES mit dem Roller gemacht wird. In Indonesien ist das Wort „Spaziergang“ ein wirkliches Fremdwort. Hier werden selbst die kleinsten Distanzen (ich rede hier von 200m zum nächsten Supermarkt!) mit dem Roller zurückgelegt. Außerdem gibt es auch so gut wie keine Gehwege, weshalb man – wenn man läuft – direkt an der Straße laufen muss.
Eine weitere Sache, an die ich mich definitiv erst gewöhnen musste – war das Essen. Für mich ein sehr heikles Thema, da ich mich nicht wirklich an die indonesische Küche gewöhnen konnte. Es wird sehr viel mit Öl, sowie Fleisch und Reis gekocht. Traditionell gibt es 3-mal am Tag Reis zum Essen. Außerdem wurde ich oftmals angestarrt wie ein UFO, wenn ich erzählt habe, dass ich kein Fleisch zu meinem Essen will. Das Konzept „Vegetarismus“ gibt es nämlich so gut wie nicht – die Indonesier sehen eine Mahlzeit nur als vollwertig an, wenn auch Fleisch dabei ist. Oftmals habe ich, wenn ich „kein Fleisch“ dazugeschrieben habe, Würstchen mitgeliefert bekommen, da dies – laut Meinung der Indonesier – kein Fleisch ist.
Das Essen, was man hierbei immer auf Bali sieht, ist definitiv nicht überall vertreten. Lasst euch also nicht von den ganzen Smoothie-Bowls und gesunden Influencer-Mahlzeiten trügen.
Was mich aber wirklich erstaunt hat, war wie einfach alles ist. So gut wie alles geht spontan. Oftmals haben wir erst an dem Tag selbst Aktivitäten und Unterkünfte gebucht und fast immer hat das auch funktioniert! Für eine Deutsche mit Organisationszwang war das nicht immer einfach zu handhaben – in Indonesien muss man sich einfach auf die Spontanität verlassen!
Wie fandest du das Land, in dem du warst?
Indonesien ist super vielfältig! Von Dschungeln und Vulkanen bis Sonne und Meer kannst du hier alles erleben! Ob Kultur oder diverse Aktivitäten – für jeden ist hier etwas dabei. Lasst euch auf die verschiedenen Vibes des Landes ein und lebt nicht stur euren „europäischen“ Lebensstil weiter. <3
Was ist deine liebste Erinnerung aus dem Auslandssemester? Irgendwelche Top Tipps, die du gerne teilen möchtest?
Meine liebsten Erinnerungen waren definitiv das Reisen und alle Leute, die diese Zeit besonders gemacht haben! Immer wieder wurde ich von tollen Leuten auf Etappen meiner Reise begleitet und dafür bin ich unendlich dankbar. <3 Außerdem haben wir als Gruppe immer noch viel Kontakt und treffen uns in regelmäßigen Abständen in ganz Europa – zuletzt für den Kings Day in Rotterdam. Auch mit den indonesischen Studenten haben wir noch Kontakt, die meisten sind mittlerweile in Europa verstreut und machen ein Double Degree an einer europäischen Uni. Daher sind auch sie fester Bestandteil der Reunions.
Eine weitere Herzens-Empfehlung ist außerdem: Reist so viel ihr könnt! Es bietet sich super an, die umliegenden Länder zu erkunden. Macht also das Beste aus eurer Zeit in Südostasien. <3 Top Reise-Tipps innerhalb Indonesiens:
Bootstour zum Komodo-Nationalpark
Tauchschein in Bali
Gili-Inseln
Borobodur und Prambanan
Mount Bromo zum Sonnenaufgang
Nusa Penida & Nusa Lembongan
Tauchen im Komodo-Nationalpark
Karimunjawa-Inseln
Die wichtigste Sache, der man sich unbedingt bewusst sein muss: Yogyakarta ist nicht Bali!
Bali ist ein kleines „Sondergebiet“ innerhalb Indonesiens, welches auch die „Insel der Sünde“ genannt wird. Hier ist die vorherrschende Religion der Hinduismus, dementsprechend ist auch alles viel freier gehandhabt als im Rest Indonesiens. Alkohol und Party ist hier toleriert und Touristen im Bikini sieht man überall. Das sind absolute No-Gos im Rest Indonesiens.
Bitte respektiert die Kultur und Religion! Sowohl in Bali als auch im Rest Indonesiens, ist Religion ein sehr wichtiges Thema für die Menschen. Sobald ihr ihnen Respekt gegenüber bringt, werdet ihr mit offenen Armen empfangen.
Seid keine ignoranten Touristen, danke! <3
Passt auf mit den Rollern! Einen Roller zu mieten ist fester Bestandteil der Zeit in Indonesien. Es ist das Fortbewegungsmittel Nr. 1! Dennoch kommt es immer wieder zu Rollerunfällen, manche davon haben mit schwerwiegenden Folgen im Krankenhaus gelandet. Fast jeder der Austauschstudenten hatte hierbei einen Rollerunfall und ich kann garantieren, dass die meisten der Touristen auch einen haben werden. Passt deshalb auf euch auf, tragt immer einen Helm und am besten lange Klamotten! Außerdem haben die Indonesier eine sehr eigenwürdige Fahrweise – lasst euch das am besten von einem Indonesier erklären.
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