Für viele ist Süd Korea vermutlich relativ unbekannt gewesen – zumindest bis zu dem Hybe von Squid Game und BTS. Für mich gings allerdings schon davor nach Seoul in Süd Korea. Und um mein Fazit mal an den Anfang zu stellen: Seoul hat meine Erwartungen in jeder Hinsicht übertroffen.
Die Hochschule Pforzheim hat insgesamt vier verschiedene Partneruniversitäten über die gesamte Stadt verteilt. Ich bin auf die Sogang University im Westen der Stadt gegangen. Und obwohl es die Möglichkeit gab ins Dorm auf den Campus zu ziehen, habe ich mich dazu entschlossen mir ein Zimmer in einem Shared House zu mieten. Mit verhältnismäßig niedrigen Lebenshaltungskosten konnte ich zentral nach Yeonnam-dong, ein aufstrebendes Künstlerviertel für Studenten mit vielen Cafés und Bars, Clubs und Einkaufsmöglichkeiten, ziehen. In meinem Haus habe ich dann mit acht anderen Studierenden verschiedenster Nationalitäten auf 3 Stockwerken und mit eigener Dachterrasse gewohnt. Und mit 25 min Fußweg konnte ich auch ohne öffentliche Verkehrsmittel schnell an der Uni sein, was ich aber wegen Corona nicht oft musste. Ich hatte ausschließlich Onlinevorlesungen, wodurch ich aber flexibel entscheiden konnte, ob ich mir die Vorlesung in meinem Zimmer, im Café zusammen mit Freunden oder am Strand auf einer Insel im Süden des Landes angucke. Für mich hat Corona dann in dem Fall positiv dazu beigetragen, dass ich das Land sehr viel intensiver erleben konnte.
Als ich mich für Seoul entschieden habe, wusste ich eigentlich so gut wie nichts über die Stadt und die Kultur. Auch wenn man sich vorher durch Reiseführer und Blogs liest, ist die eigene Wahrnehmung dann doch nochmal von sehr vielen anderen Einflüssen geprägt. Neben den vielen Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten haben mich besonders die unterschiedlichen Viertel und die Menschen beeindruckt. Während meiner Zeit habe ich viele tolle Leute kennen gelernt, sowohl Ausländer: innen als auch Koreaner: innen, die alle etwas Besonderes an sich hatten. Von der Deutschen, die nach Korea gezogen ist, um Koreanisch zu lernen, über den Künstler-Barista aus einem meiner Lieblingscafés bis zu den koreanischen DJs, die im Seoul Community Radio auflegen. So unterschiedlich die Menschen in Seoul auch sind, fast alle haben jedoch eins gemeinsam – die koreanische Höflichkeit und Zuvorkommenheit. Als ich zum Beispiel an meinem ersten Tag Verständnisschwierigkeiten mit dem Busfahrer hatte, ist mir sofort eine Koreanerin zur Hilfe gekommen. Ein anderes Beispiel ist die Tatsache, dass in den öffentlichen Verkehrsmitteln immer Plätze für Ältere und Schwangere freigehalten werden, auch wenn es noch so voll und eng ist. Allgemein ist der Transport sehr unkompliziert. Mit einem Fixbetrag von 1.350 Won, also ca. 0,90€, pro Fahrt und einem ausgebauten Netz kommt man sehr schnell von einem Ort zum anderen. Das ist besonders vor dem Hintergrund der Sicherheit perfekt. Süd Korea gilt nämlich als eins der sichersten Länder der Welt. Man kann also auch die Stadt auf eigene Faust erkunden und nachts alleine unterwegs sein, ohne sich unwohl zu fühlen. Es ist allerding so, dass viele Koreaner: innen fast kein Englisch sprechen und die Kommunikation im Alltag dadurch also eher schwieriger ist. Die koreanischen Basics lernt bzw. versteht man dann jedoch umso schneller.
Ob mit Corona oder ohne, für mich war Süd Korea das perfekte Land für mein Auslandssemester. Durch die strengen Kontrollen, die für deutsche Standards zwar erstmal gewöhnungsbedürftig sind, war ein normaler Alltag fast wieder möglich. Und unabhängig davon kann ich nach vier Monaten sagen, dass es praktisch an jeder Ecke etwas Neues zu entdecken gibt und die Stadt immer im Wandel ist. Somit ist Seoul einfach eine Stadt, in der es niemals langweilig wird. Ich kann jedem ein Auslandssemester in Süd Korea empfehlen, der Bock auf Veränderung und keine Angst vor Herausforderungen hat, weil die Stadt nicht spurlos an einem vorbei geht!
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