Ich war Anfang 2022 an der Syddansk Universitet Sønderborg in Dänemark. Ich habe die Uni gewählt, weil ich durch die Pandemie in ein Land wollte, welches nicht so weit weg von der Heimat ist. Dänemark hatte kaum Beschränkungen und versprach mir somit Präsenzvorlesungen und ein klassisches Studi-Leben. Außerdem bin ich fasziniert von skandinavischen Ländern. Wie fandest du die Uni? Wie waren die Vorlesungen? War das Semester anstrengend und geprägt von Abgaben oder eher entspannt?
Die Uni an sich ist sehr modern und direkt an der Als Sund (Meerenge) gelegen, wodurch man direkt am Meer studiert. Die Uni bietet für dänische Verhältnisse sehr günstiges Essen, eine riesige Bibliothek und viele Gruppenarbeitsplätze. Die Vorlesungen waren sehr divers, zum einen gab es Frontalunterricht ähnlich wie in den ersten Semestern in Pforzheim, zum anderen waren es andere Lehransätze als in Deutschland. In einem Kurs bestand die Prüfungsleistung zum Teil daraus, eine 90 Minuten Vorlesung zu halten. Das war sehr anspruchsvoll, aber interessant. Generell hat man an der SDU wenig Kurse, da die Kurse alle entweder 5 oder 10 ETCS geben. Dadurch habe ich 4 Kurse belegt. Dementsprechend hatte ich auch nur an 2 oder 3 Tagen der Woche Vorlesung, aber durch die hohe Creditzahl waren die Prüfungsleistungen anspruchsvoll.
Dänemark hat ein sehr abweichendes Notensystem, wobei -3 und 00 durchgefallen bedeutet, und dann eine Abstufung von 02, 4, 7, 10 und 12 stattfindet, wobei 12 die beste Note ist. Da musste ich mich erst einmal zurechtfinden. Alle Prüfungsleistungen waren „Portfolio Exams“, das heißt, dass die Prüfungsleistungen aus mehreren Abgaben und Leistungen bestanden. Daher waren die Abgaben innerhalb vom Semester sehr verteilt und ich hatte am Ende nur eine mündliche Prüfung. Das war recht entspannt.
Teilweise waren die Professorinnen/Professoren sehr unorganisiert, was es schwierig machte, sich auf Präsentationen oder ähnlichen vorzubereiten. Man hatte keinerlei Vorgaben, weshalb man auch nicht wusste, was von einem erwartet wird. Das hat nicht nur mich, sondern auch meine Kommilitoninnen/Kommilitonen gestört, da wir das anders gewohnt waren. Es gab keine Anwesenheitspflicht in den Vorlesungen, trotzdem war es sinnvoll diese zu besuchen, vor allem, um Kontakte zu knüpfen. An sich war das Semester für mich zum Großteil entspannt und ich konnte viel erleben, da ich wenig Vorlesungen hatte.
Wie war dein Studentenleben im Ausland? Wie fandest du die Stadt, in der du gelebt hast? Wie war die Unterkunft? In der Uni selbst gibt es eine Bar (Caféen), die jeden Freitag offen hat und unterschiedliche Aktionen macht wie Bierpongturniere, Karaokeabende, Pub Quiz, Karneval… Das war Freitags der Place to be.😉
Daneben gibt es das Intro-Team, eine studentische Organisation die ähnlich wie Commeo in Pforzheim agiert. Diese organisierten praktisch jede Woche irgendwelche Aktionen, von Pub Crawl über Studentenwohnheimpartys, gemeinsame Abendessen bis hin zu einer SDU-Party, die ähnlich ist wie die Newie Party in Pforzheim. Auf den von der Uni organisierten Partys, sowie im Caféen, waren die Alkoholpreise für ein nordisches Land auch okay. 😊
Nach 3 Onlinesemstern war das Studentenleben fast schon anstrengend, jeden Tag war irgendwas anderes, was man erleben konnte. Insgesamt war das Studentenleben dort eine super Erfahrung, da die Uni sehr International aufgestellt ist und neben den Internationals auch alle möglichen Kulturen vertreten sind. Dadurch konnte man Freunde fürs Leben finden.
Sønderborg ist eine kleine Stadt mit rund 30.000 Einwohnern. Alle Besonderheiten dort hat man relativ schnell erkundet. Da eine Hälfte der Stadt auf einer Insel ist, hat man jede Menge Meer um sich. Ich war jeden Tag am Meer, was wirklich ein unglaubliches Plus für die Stadt war. Es gibt unglaublich schöne und flache Landschaften, ein Fahrrad ist dort fast schon ein Muss. Und wenn man mal genug von Sønderborg hat, bietet der dänische Zugverkehr schnelle und gute Möglichkeiten andere dänische Städte wie Kopenhagen, Odense, Aarhus, Esjberg oder Aalborg zu erkunden.
Das Studentenwohnheim, in dem ich untergebracht war, war zwar alt und meiner Meinung nach ein bisschen weit weg von der Uni. Jeder hatte ein eigenes Bad und einen eigenen Kühlschrank, nur die Küche hat man sich mit anderen vom Gang (ca. 10 Leute) geteilt. Das Wohnheim bietet einen Partyraum, in dem auch ab und zu mal ein Rave war, eine Waschküche mit mehreren Waschmaschinen und Trocknern, die man online buchen konnte und ein kostenloses Fitnessstudio. Letzteres war meiner Meinung nach ein großes Plus. Ich habe mich dort wohlgefühlt.
Welche Kulturschocks hattest du? Was hat dich im Ausland erstaunt? Woran musstest du dich erst gewöhnen? Man muss überall eine Nummer ziehen, egal ob in der Apotheke oder ob beim Bäcker! Ohne Nummer kommt man nicht dran, das war super verwirrend am Anfang. Dänen sind sehr eitel, was ihre Sprache angeht, wenn man Dänisch lernt und probiert zu sprechen wird man permanent nur verbessert und die Dänen sind fast schon beleidigt, wenn man Dinge falsch ausspricht, daher habe ich es irgendwann aufgegeben Dänisch zu lernen. Dort sprechen fast alle Menschen Englisch und einige Deutsch, weshalb man sich sehr gut verständigen kann. Alles ist digital – wirklich alles, für mich als Deutsche sehr ungewöhnlich! Erstaunt hat mich vor allem der Fun-Fact, dass Dänemark jedes Jahr um mehrere Meter wächst, weil in Skagen die Ostsee auf die Nordsee trifft und diese so immer Sand anspülen, weshalb das Land von Jahr zu Jahr größer wird. Wie fandest du das Land, in dem du warst?
Windig. Der Wind hört niemals auf, selbst im Juni war meine Winterjacke mein täglicher Begleiter. Aber Dänemark an sich ist wirklich toll, die Menschen sind super aufgeschlossen und hilfsbereit. Ich habe mich unheimlich wohlgefühlt. Jede Stadt ist in wenigen Stunden erreichbar, weshalb sich Tagesausflüge wirklich lohnen. Dänemark ist ein teures Land. Lebensmittel und Aktivitäten dort sind sehr viel teurer als in Deutschland, das muss einem bewusst sein, bevor man dort hingeht. Was ist deine liebste Erinnerung aus dem Auslandssemester? Irgendwelche Top Tipps, die du gerne teilen möchtest? Meine liebsten Erinnerungen sind zum einen die Ausflüge, die wir gemacht haben, vor allem der nach Skagen, die Spitze Dänemarks. Unfassbare Dünen und Ausblicke. Außerdem die Erinnerung als wir in Esbjerg Seehunde gesehen haben. Daneben waren die ganzen Kaffeenachmittage mit meinen Kommilitoninnen und Kommilitonen unfassbar schön, ebenso bin ich dankbar für die ganzen Menschen, die ich durch mein Auslandssemester kennenlernen durfte.
Top Tipps meinerseits:
Nehmt wasser- und windfeste Kleidung mit! Sommerklamotten kann man vor allem im Sommersemester zuhause lassen
Nutzt die DSB-Bahn, um innerhalb Dänemarks zu reisen, kauft aber keine Sitzplätze, weil eh immer irgendwo Plätze frei sind
Von Kopenhagen kommt man mit der Fähre nach Malmö, ein Tagestrip lohnt sich
Holt euch ein gebrauchtes Fahrrad
In Sønderborg gibt es im Alsik Hotel in der 16. Etage einen kostenlosen Point of View, man kann sich online einen Zeit Slot buchen, die Aussicht ist unbeschreiblich schön
Würdest du beim nächsten Mal etwas anders machen? Was möchtest du anderen auf den Weg geben?
Ich würde andere Kurse wählen, da vieles für mich nur Wiederholung aus Pforzheim war. Außerdem würde ich mir einen dänischen Handyvertrag holen. Ansonsten fand ich das Auslandssemester perfekt und würde es jedem nur wärmstens empfehlen.
Was ich euch mit auf den Weg geben kann: macht ein Auslandssemester! Es ist zwar vorher viel Organisatorisches, aber es lohnt sich alle Male. Die Menschen, die ihr kennenlernt und die Erfahrungen, die ihr macht, werdet ihr nicht missen wollen.
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